Mexiko: Verhandeln mit der Narco-Elite

Freitag, 30. April 2010

(aus Correos 161, April 2010)

Ein Bericht vom Sicherheitsinstitut der ETH, der die Möglichkeit eines „taktischen“ Arrangements der mexikanischen Regierung mit dem grössten Drogenhandelsorganisation im Land erörtert.

Samuel Logan*

(29.1.10) Die mexikanische Bundespolizei verhaftete am 27. Januar bei einer Schiesserei vier Mitglieder der Sinaloa-Föderation und tötete ein weiteres, nachdem anonyme Informanten der Polizei einen Tipp über bewaffnete Männer gaben, die in einem Haus im Bundesstaat Chihuahua ein und aus gingen. Solche sporadischen Schiessereien und Verhaftungen gehören nun zum gewohnten Bild in Mexiko, aber eine Verhaftung von Mitgliedern der Sinaloa-Föderation scheint selten vorzukommen.

Analysten zufolge haben die mexikanischen Behörden 53'174 drogenbezogene Verhaftungen vorgenommen, aber nur 941 der Verhafteten - oder 1.7 Prozent – gehören zur sinaloa-Föderation, von der man annimmt, dass sie immer noch unter dem Kommando eines einzigen Mannes steht: von Joaquín „Chapo“ Guzmán.

Der mexikanische Sicherheitsanalytiker und Ökonom Edgardo Buscaglia ging mit diesen Zahlen in einem Interview mit dem Economist vom 7. Januar[1] einen Schritt weiter und stellte fest: „Die Regierungsstrategie konzentriert sich auf die schwächsten Gruppen, so dass sich der Markt des organisierten Verbrechens um Sinaloa herum konsolidieren wird“.

Er brachte noch eine interessante Wendung an: Die Regierung „hofft, mit dieser Gruppe ein Abschwellen der Gewalt aushandeln zu können“.

Die Vorstellung, dass die mexikanische Regierung mit der Organisierten Kriminalität verhandelt, ist gewiss nicht neu. Von 1929 bis 2000 hat eine lange Reihe von mexikanischen Führern ein Durchwink-Arrangement mit Drogenhandelelite des Landes unterhalten, die solange in die USA schmuggeln durften, wie sie auf mexikanischen Strassen kein Blut vergossen.

Calderóns kompromisslose Strategie hat dieses historische Arrangement augenscheinlich  zerstört, so dass die Idee, dass diese Administrationen es auch nur in Betracht ziehen würde, mit einem Mann wie El Chapo zu reden, weit hergeholt erscheint und leicht von der Hand gewiesen wird.

Doch die Verhaftungsstatistik unterstützt Buscaglias Theorie. Und angesichts limitierter, über das ganze Land zerstreuter Ressourcen, scheint die Strategie, sich auf die durch den Verlust wichtiger Führungskader geschwächten Arrelano-Felix-Organisation und das Golfkartell zu konzentrieren, pragmatisch zu sein.

Die Sinaloa-Föderation repräsentiert heute das stärkste Drogenhandelsyndikat in Mexiko. Männer unter dem direkten Kommando von El Chapo kontrollieren heute vielleicht bis 45 Prozent des mexikanischen Drogenhandels, und überlassen rund die Hälfte des Narcokuchens verteilt auf eine Reihe von Gruppen, zu denen auch Los Zetas gehören, die als die in paramilitärischen Begriffen stärkste kriminelle Gruppe in Mexiko betrachtet werden kann.

Falls Buscaglia Recht hätte, wären der Staat von Sinaloa und die Stadt Culiacán tabu für die Administration Calderón. Bisher hat sich der mexikanische Präsident auf Tijuana und Ciudad Juarez konzentriert. In letzterer Stadt hat er im Januar die Armee von den Strassen abgezogen und sie mit neuem Kader der Bundespolizei ersetzt.

Das Manöver scheint ein Litmus-Test für die neue Strategie zu sein, welche darin besteht, die Armee von den täglichen Strassenpatrouillen in Gefahrenherden zu befreien und sie nur noch im engeren Rahmen von „Entköpfungs“-Strategien wie dem Angriff, der Artura Beltrán-Leyva das Leben gekostet hat, einzusetzen.

Mit nicht mehr drei verbleibenden Amtsjahren bereitet sich Calderón bestimmt auf sein Endspiel vor. Keines, in dem es ihm gelänge, alle mexikanischen Drogenhandelsorganisationen abzuschaffen. Vermutlich wird er zwei beseitigen können  - vielleicht die Beltrán Leyva-Organisation und die Arellano Félix-Organisation. Aber in der verbleibenden Zeit wird er weder die Zetas noch die Sinaloa-Föderation allein mit Gewalt wegbekommen. Das wird beträchtliche Schläue und Hilfe benötigen. Solange sich Calderón aus Sinaloa heraushält und die Männer von El Chapo nicht verhaftet, werden viele jetzt zumindest die Idee ins Auge fassen müssen, dass ein Waffenstillstand zur Diskussion steht.

29.1.10, isn.eth.ch: Negotiation with the Narco Elite.


Nachtrag
(dd) Im Februar wies Präsident Calderón die These einer faktischen Komplizenschaft mit dem Sinalao-Kartell öffentlich zurück und wie zufällig kam es auch zu einem Schlag gegen die Organisation. An der Grundsituation ändert das natürlich wenig. Es wäre in der Tat erstaunlich, wenn es beim US-Drogenkrieg in Mexiko nicht auch um die Restrukturierung des internationalen Dopedeals ginge. Wo immer die USA den „Krieg gegen Drogen“ führten, explodierte der Deal, ob gegen die „korsische Mafia“ des Gaullismus oder parallel in Südostasien, ob bei der Invasion von Panama 1989, in den afghanischen Kriegen oder in Kolumbien. 1972 sorgte das Buch The Politics of Heroin: CIA Complicity in the Global Drug Trade des US-Historikers Alfred W. McCoy (deutsch: Die CIA und das Heroin, Verlag Zweitausendeins, 2003) über die Organisierung des Heroinhandels aus Südsostasien durch Pentagon und CIA für Schlagzeilen. Sehr informativ für die Zeit zwischen dem 2. Weltkrieg und Ende 70er Jahre ist auch The Great Heroin Coup: Drugs, Intelligence, & International Fascism von Henrik Krüger (Black Rose Books, 1980).
Von McCoy ist  soeben ein wichtiger Artikel über den afghanischen „Drogenkrieg“ erschienen. Während er auch auf die Verbindungen CIA/Warlords/Drogenhandel eingeht, analysiert er die Kriege seit den 80er-Jahren als Zerstörung der eingespielten Herden-, Weizenanbau- und Obstgarten-Subsistenz, auch mittels der Förderung  der Schlager-Cash Crop Der Artikel „Afghanistan as a Drug War ” ist auf www.tomdispatch.com zu finden.





Revelan que Arizona localizó a El Chapo y no avisó
Documentos hackeados a la policía de ese estado muestran que EU investigaba al narcotraficante sin informar a México
CIUDAD DE MÉXICO, 27 de junio.- Un documento de los 700 hackeados al Departamento de Seguridad Pública de Arizona (AZDPS) en 2009 reveló que las autoridades estadunidenses localizaron a El Chapo Guzmán, líder del cártel de Sinaloa, en una reunión en Sonora... y no avisaron a México.
A las 20:30 horas del 26 de enero de 2009, la Unidad de Corrupción de Ajo, en Arizona, Estados Unidos, recibió información de una fuente sobre una fiesta en un rancho de Sonoyta, Sonora, donde Joaquín Guzmán Loera arribó, acompañado de un “gran séquito de miembros de su organización”.
Un oreja de la autoridad estadunidense se las arregló para enviar, vía correo electrónico, los datos de la reunión.
Lo anterior fue revelado en el documento denominado Intel Chapo Guzman 01-26-2009 que ayer fue dado a conocer vía Lulzsec en el portal The Pirata Bay, luego de que el grupo de hacktivistas robó 700 documentos pertenecientes al Departamento de Seguridad Pública de Arizona en un ciberataque, como represalia por la ley antiinmigrante SB 1070.
El operativo de Lulzsec se denominó “Chinga la Migra”, y su objetivo era mostrar que los agentes de inmigración de Arizona, que son denominados por los hacktivistas como racistas y xenófobos, con una mención especial para Joe Arpaio, sheriff del condado de Maricopa, investigaban a El Chapo Guzmán sin informar a las autoridades mexicanas.
Los correos, que fueron enviados desde la bandeja de una tal Shannon P. MacCormick, eran dirigido a algún elemento de la Unidad de Corrupción de Ajo, Arizona, según Lulzsec.
La fuente estuvo presente en el rancho durante la reunión.
La información indica que El Chapo responzabilizó a sus lugartenientes de defender las cargas de droga o habría consecuencias por las pérdidas. “Me encargaré de todo aquel que me traicione”, diría el capo.
Antes de partir, pidió a los conductores llevar armas largas y usar chaleco antibalas.
Los correos, según los hacktivistas, han sido confirmados por una fuente confiable.
El correo electrónico hackeado agrega que la información del mismo tipo fue recolectada durante una entrevista realizada por agentes de la Patrulla Fronteriza de la Estación Welton.
La fuente indicó que “el Compa Chuy y El Memo, dos de los miembros del cártel de Sinaloa, dieron instrucciones a sus conductores de proteger las cargas o sufrirían las consecuencias”.
El informante también dijo que existía una nueva línea de transportación trabajando en el área de Ajo, la cual se consideraba bastante violenta y que estaban preparados para arrojar granadas y utilizar armas largas.
En el correo se agrega que El Chapo llevó a 70 de sus hombres a Sonoyta para comenzar su nueva línea de transporte y, “al parecer”, también con parte de su gente a Welton y a Casa Grande.
Todo fue verificado gracias al decomiso de tres armas, junto con 3.1 toneladas de mariguana en la zona de Ajo, Arizona, una semana después de recibir el e-mail. La información no fue filtrada al público sino hasta mayo de 2009, pero no hubo noticia alguna sobre esto en los medios mexicanos durante el periodo mencionado.



Paul Lara


2011-06-27 05:00:00



[1] Outsmarted by Sinaloa; www.economist.com/world/americas/displaystory.cfm?story_id=15213785.